Josef Suk

Symphonie c-Moll op. 27
„Asrael“

Herausgeber: Jonáš Hájek

Bärenreiter-Verlag
Kassel · Basel · London · New York · Praha

Beschreibung

Anfang 1905, etwa acht Monate nach Antonín Dvořáks Tod, begann sein Schwiegersohn Josef Suk die Komposition einer Trauersymphonie. Noch während der Arbeit traf Suk ein zweiter Schicksalsschlag – der Tod seiner geliebten Frau Otilie. Er widmete die fünfsätzige Symphonie Dvořák und dessen Tochter Otilie und gab seinem Werk den Namen des Todesengels „Asrael“. Als Hauptquelle für die Edition diente der Erstdruck der Partitur (1907), ergänzt um die Korrekturen Suks (1921), die der Dirigent Václav Talich angeregt hatte. Die größte Änderung war die Erweiterung des Orchesters um das 5. und 6. Horn ad libitum.

Begründung der Jury

Tschechische Musik vom Beginn des 20. Jahrhunderts wird heute vor allem mit Leoš Janáček und Bohuslav Martinů identifiziert. Aber es gab in der tschechischen Orchestermusik auch eine Linie, in der die Tonsprache von Smetana und Bruckner mit den harmonischen und klanglichen Neuerungen eines Gustav Mahler verschmolzen wurde. Das bedeutendste Werk dieser spätromantischen Richtung ist Josef Suks Zweite Sinfonie op. 27 mit dem düster raunenden Beinamen „Asrael“. Suk (1874–1935) hatte gleich zwei traurige Ursachen, den Todesengel der christlichen, jüdischen und islamischen Religion aufs Titelblatt zu setzen, denn gut ein Jahr nach dem Tod seines Schwiegervaters Antonín Dvořák im Mai 1904 starb die Gattin Otilie, eine Tochter von Dvořák, an einer Herzkrankheit. Es ist der Charakter eines doppelten Requiems in fünf Sätzen, der das Publikum der Prager Uraufführung 1907 beeindruckte ‒ aber auch Kollegen wie Vítězslav Novák, der den tragischen Ton und die expressive Schärfe der Sinfonie jenseits aller folkloristischen Anklänge als Geburtsstunde der modernen tschechischen Sinfonie empfand.

1907 erschienen bei Breitkopf & Härtel Partitur und Orchesterstimmen – seitdem gab es keine Neuausgabe, die den Zustand des Notentextes wissenschaftlich-kritisch hinterfragt hätte. Jonáš Hájek, Lektoratsleiter bei Bärenreiter Praha (und ein produktiver Lyriker), hat jetzt die Quellen der „Asrael“-Sinfonie überprüft, etliche Unstimmigkeiten in der gedruckten Partitur, vor allem in Dynamik und Artikulation, entdeckt und außerdem die Stimmen für ein fünftes und sechstes Horn ad libitum eingefügt, die Suk 1921 auf Wunsch des Dirigenten Václav Talich hinzugefügt hatte. Damit ist erstmals eine verlässliche, außerdem sehr lesbare und übersichtliche Ausgabe mit dreisprachigem Vorwort entstanden, die das zentrale tschechische Orchesterwerk vor dem Ersten Weltkrieg den Konzertsälen der Welt empfiehlt.

Zurück