Beschreibung
Im Kritischen Bericht zum Violinkonzert, dessen Notentext bereits 1996 im Rahmen der Alban Berg Gesamtausgabe erschienen ist, werden sämtliche bekannten musikalischen Quellen erschlossen und detailliert beschrieben. Darauf folgt eine ausführliche Entstehungsgeschichte des vom Geiger Louis Krasner in Auftrag gegebenen und in Bergs letztem Lebensjahr entstandenen Werks anhand kommentierter Skizzen. Eine umfassende Dokumentation der Werkgenese mittels Briefe und anderen biographischen Dokumenten schließt den Band ab. Dies zusammen macht das Buch zu einer ebenso unverzichtbaren wie unerschöpflichen Fundgrube für alle, die sich als Interpretinnen oder Wissenschaftler mit einem der wichtigsten Violinkonzerte des 20. Jahrhunderts auseinandersetzen.
Begründung der Jury
Nicht nur wer sich von kritischen Berichten lediglich textphilologische Einzelheiten erwartet, wird über den hier vorgelegten Band der Alban Berg Gesamtausgabe ins Staunen geraten: Diese enthält er natürlich auch, gleichzeitig aber breitet der Band alles Wissen aus, das die beiden Herausgeber:innen Douglas Jarman und Regina Busch über die langjährige sorgfältige Arbeit an der kritischen Edition der Partitur im Rahmen der Gesamtausgabe erworben haben und zeigen damit, welch umfassende Befassung mit dem Gegenstand und seinen historischen Bedingungen diese „Arbeit am Text“ des Violinkonzertes erfordert und was sie zutage fördern kann. Jarman und Busch legen in diesem Band einen exemplarischen und gleichermaßen modellhaften Vorschlag dafür vor, wie man dieses für Musiker, Wissenschaftler wie allgemein Musikinteressierte wertvolle Wissen der Editor:innen jenseits des Notentextes zusammenführen und teilen kann.
Die Quellenlage gerade des Bergschen Violinkonzerts eignet sich für ein solches Modell, da sie der relativ kurzen Entstehungsgeschichte des Werkes wegen überschaubar ist und sogar Vollständigkeit erlaubte. So findet sich in dem vorgelegten Band neben einer Darstellung der Entstehungsgeschichte die Beschreibung aller vorhandenen Quellen zum Notentext sowie eine vollständige Dokumentation. Der Band enthält keine Edition der Skizzen und Entwürfe, sondern liefert – und das ist die verlegerisch aufwändigere, aber eigentlich interessantere, den vorläufigen Status der Handschrift bewahrende Vorgehensweise – sehr zahlreiche und hervorragend kommentierte Facsimilia. Dies erlaubt es den Lesenden, sich wissenschaftlich an die Hand genommen selbst in Bergs Noten-Handschrift zu vertiefen.
Die Dokumentation dagegen eröffnet mit allen Schriftstücken aus der Entstehungszeit 1935 bis Mitte 1937, in denen das Violinkonzert explizit oder implizit erwähnt ist, ein Lesevergnügen für alle, die das „making off“ fesselt. Entstanden ist ein Band, der nicht nur Maßstäbe setzt, sondern auch zeigt, wie man ihnen wissenschaftlich wie verlegerisch gerecht wird.