Richard Strauss

Salome

Französische Fassung und Dresdner Retouchen

Herausgeberin: Claudia Heine
Lektor: Christian Hoesch

Schott Music
Mainz

Beschreibung

Dieser Band legt die nach der Komposition der deutschen Fassung (erschienen in RSW Serie I, Band 3a) von Strauss eigenhändig erstellten weiteren Fassungen der Salome op. 54 vor: die in Zusammenarbeit mit Romain Rolland 1905 erarbeitete und 1906 gedruckte erste Französische Fassung sowie die 1929 eingerichtete Dresdner Retouchen-Fassung für lyrischen Sopran in der Titelpartie. Beide Fassungen waren bisher nicht allgemein zugänglich. Zudem werden als Nachtrag zu RSW Serie I, Band 3a die Überleitung und der Schluss aus der Einzelausgabe der Soloszene von 1908 bereitgestellt. Die vorliegende Edition baut auf Vorarbeiten von Salome Reiser (1965–2014) auf. Sie entdeckte die Retouchen in verschiedenen Dirigierpartituren und lieferte somit wichtige Impulse für deren weitere Erforschung. Für die Französische Fassung hat sie die entscheidenden historischen Musikalien ausfindig gemacht und legte damit die Basis für deren Edition.

Die Dokumentation zum Gesangstext, die zitierten Briefe sowie weitere Dokumente zur Entstehungs- und Aufführungsgeschichte sind vollständig publiziert auf der Online-Plattform: www.richard-strauss-ausgabe.de.

Begründung der Jury

Wenn autorenbezogene Werkausgaben mehr sein wollen als Denkmäler, müssen sie mehr bieten, als die philologische Absicherung erwartbarer Partituren. Genau das tut Claudia Heines hier vorliegende Edition: Sie bringt den Werktext in Bewegung und stellt Strauss' Salome in einen kulturellen wie historischen Raum. Dafür ist gerade diese Oper besonders gut geeignet, war sie doch nach dem Rosenkavalier sein am zweithäufigsten aufgeführtes Werk und begründete überdies den internationalen Durchbruch des Komponisten auf der Musikbühne. Für den französischen Sprachraum schrieb Strauss gar eine veritable neue Fassung, die so eigenständig war, dass er sie 1906 sogar zum Druck brachte, und an deren Geschichte man die auch musikalische Komplexität solcher Kulturtransferprozesse paradigmatisch und im Detail verfolgen kann. Aber nicht nur Sprachfassungen, sondern auch Bearbeitungen für Aufführungen in Deutschland entstanden, so "retouchierte" der Komponist die Oper, wie er selbst sagte, eigenhändig für eine Produktion der Dresdner Oper mit der Sopranistin Maria Rajdl. Die vorliegende Edition dieser Versionen präsentiert ihren Leser:innen nicht einfach nur philologische Finesse und historische Dokumente, sondern zeigt durchaus autorbezogene Praktiken des Komponierens und Aufführens, die sich gerade nicht in einen philologisch beglaubigten idealen Werktext überführen lassen. Sie eröffnet damit auch einen künstlerischen Freiraum, in dem der angemessene Umgang mit einer solchen Partitur etwas anderes heißen kann und muss als Buchstaben-Treue.

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